Aktuell berichten die Medien über eine nicht ganz neu erfundene Idee: Ein Arbeitstag weniger und dadurch mehr Produktivität.
Da die Microsoft-Tochtergesellschaft in Japan aus einem Experiment ein positives Fazit zieht, ist die Vier-Tage-Woche wieder im Fokus der Wirtschaft.
Doch was sind die Vor- und Nachteile dieses Modells und wäre dies auch in der Schweiz möglich, wo in den letzten 20 Jahren nichts an den Arbeitszeiten verändert wurde?
Der Versuch, bei dem die Arbeitswoche um einen Tag verkürzt wurde, führte zu einer 40% Produktivitätssteigerung, teilte der Technologiegesellschaft in Japan letzte Woche mit.
Das Experiment stellte einen Teil von Microsofts "Work-Life Choice Challenge" dar, einem Projekt, das die Work-Life-Balance untersuchte und dazu beitragen sollte, Kreativität und Produktivität durch flexiblere Arbeitszeiten der Mitarbeiter zu steigern (Quelle). Microsoft Japan stellte fest, dass die Arbeitsproduktivität im Vergleich zum August 2018 um 39,9 % gestiegen ist, sagte das Unternehmen. Vollzeitbeschäftigte erhielten während der Schliessungen bezahlten Urlaub. Zusätzlich limitierten sie ihre Meetings während des Experiments auf einen Zeitraum von 30-Minuten.
Microsoft ist nicht das erste Unternehmen, das die Produktivitätsvorteile einer Vier-Tage-Woche hervorhebt. Andrew Barnes, der Gründer einer neuseeländischen Immobilienplanungsfirma, Perpetual Garden, sagte, er habe ein ähnliches Experiment durchgeführt und festgestellt, dass es sowohl den Mitarbeitern als auch dem Unternehmen zugutekomme, so CNBC. Er hat die Vier-Tage-Woche daher dauerhaft eingeführt (Quelle).
Auch Finnlands neue Premierministerin Sanna Marin sieht diesen Arbeitsplan für die Gesellschaft ebenfalls als vorteilhaft an und plant, ihn in ihrem Land einzuführen. So können die Arbeitnehmer mehr Zeit mit Ihrer Familie verbringen, was zu verbesserten Work-Life-Balance führt. Die Zufriedenheit steigt, das Stresslevel wird reduziert und dies wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Dies alles resultiert in engagierteren und produktiveren Arbeitnehmer (Quelle).
Studien haben festgestellt, dass es eine Nachfrage nach einer kürzeren Arbeitswoche gibt. In einer Studie des Workforce Institute at Kronos and Future Workplace unter fast 3.000 Arbeitnehmern in acht Ländern im vergangenen Jahr sagten die meisten, dass ihre ideale Arbeitswoche vier Tage oder weniger betragen würde.
Diese positiven Resultate überraschen Unia-Sprecherin Leena Schmitter nicht. «Zufriedene und erholte Mitarbeitende sind produktiver als jene, die unter Zeitdruck und Stress arbeiten.» UNIA ist jedoch davon überzeugt, dass eine Verkürzung des Arbeitstages die Produktivität mehr anregen würde, als eine Vier-Tage-Woche. Wichtig ist, dass Produktivitätsgewinne auch den Arbeitnehmenden zugutekommen, bzw. dass es zu keinen Lohnkürzungen kommt (Quelle).
Microsoft fand auch heraus, dass nicht nur die Mitarbeiter von Microsofts Experiment der Vier-Tage-Woche profitierten, sondern auch, dass es dazu beiträgt, Strom und Büroressourcen zu sparen. Es wurden weniger Seiten gedruckt und der Stromverbrauch im Vergleich zum August 2018 sank um 23,1 % (Quelle).
Obwohl dies alles sehr vielversprechend klingt, muss erwähnt werden, dass dies nicht bei allen Branchen gleich funktioniert, wie ein Beispiel aus Göteborg zeigt. Die Einführung eines Sechs-Stunden-Arbeitstags in einem Altersheim in Göteborg sorgte zwar bei den Mitarbeitern für eine höhere Zufriedenheit und die krankheitsbedingten Ausfälle gingen zurück. Doch weil die Angestellten weniger arbeiteten, musste das Heim zusätzliche Leute anstellen. Folglich stiegen die Kosten (Quelle).
Zudem besteht die Gefahr, dass eine kürzere Arbeitswoche einem zu wenige Möglichkeiten bietet, die Karriere langfristig voranzutreiben, wie z. B. das Networking mit wichtigen Branchenkollegen. Allenfalls muss auf ein Mittagessen mit einem Kollegen oder Kunden verzichtet werden, das zu einem wichtigen Projekt in der Zukunft hätte führen können, da dafür keine entbehrliche Zeit gefunden wurde in der 4-Tages Woche (Quelle).
Es wird deutlich, dass eine klare und allgemeine Lösung nicht international und branchenübergreifend anwendbar ist. Die Vorstösse sind jedenfalls sehr vielversprechend und es wäre nicht das erste Mal, dass Japan oder Finnland mit ihren Geschäftsmodellen als Vorreiter agieren, denen andere Länder folgen.