Bislang galt es als völlig normal und durchaus erwünscht, dass Manager viel arbeiten und wenig schlafen. Es war gewissermaßen Zeichen des Erfolgs unter chronischer Müdigkeit zu leiden und viele Top-Manager brüsteten sich regelrecht damit, dass sie nie genug Schlaf bekämen.
Arbeit, Stress und Sorgen machen den Schlaf zunichte
Eine aktuelle Studie der deutschen Max Grundig Klinik hat es an den Tag gebracht, bzw. wissenschaftlich belegt, was schon immer alle geahnt hatten. Jeder zweite Manager schläft schlecht, genauer gesagt 54 % der Männer und sogar 59 % der Frauen.
Schlafforscher erklären dies mit dem Umstand, dass der Körper bei Menschen, die große Verantwortung tragen, unter Druck und Spannung stehen, den Schlafbedarf automatisch reduziert. Der mentale Stress hat zur Folge, dass der Körper früher und vor allem von alleine aufwacht.
Schlaf-Architektur
Schlaf ist kein statischer Zustand, sondern wir durchlaufen mehrere Schlafstadien in einer bestimmten Reihenfolge. Gemäß gängiger Experten-Meinung kann man den Schlaf in fünf Stadien unterteilen:
Stadium W (wach)
Stadium N1 – transienter Leichtschlaf (Non Rapid Eye Movement - NREM 1)
Stadium N2 – stabiler Leichtschlaf (NREM 2)
Stadium N3 – Tiefschlaf (NREM 3 + NREM 4)
Stadium R – Rem- bzw. Traumschlaf (REM)
Diese fünf Stadien bilden einen Zyklus mit einer Dauer von ca. 70 - 110 Minuten. Dieser Zyklus wiederholt sich dann je nach Länge des Schlafs bis zu fünfmal pro Nacht. Diese Abfolge wird von Schlafmedizinern als „Schlafarchitektur“ bezeichnet.
Interessant ist, dass sich die Zusammensetzung der Zyklen im Laufe der Nacht verändert. So bleibt der Tiefschlaf normalerweise auf die erste Nachthälfte beschränkt. Diese Phase macht in der Regel etwa 15-20 % der Gesamtschlafdauer aus, während im Normalfall die Leichtschlafphasen ca. 50 % des Nachtschlafs ausmachen.
Gesundheitliche Folgen
Wenn man ab und zu mal nicht richtig schlafen kann, so macht das nichts. Wer allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg ständig zu wenig Schlaf bekommt und die Zyklen permanent unterbrochen werden, der leidet dann an Dauermüdigkeit. Diese Dauermüdigkeit wirkt sich erwiesenermaßen negativ auf die Lernfähigkeit und die Produktivität aus. Die Risikobereitschaft wird erhöht, da man dazu tendiert, sich zu überschätzen. Zudem hat chronischer Schlafmangel auch verheerende Auswirkungen auf die Psyche des Menschen. Zu den gesundheitlichen Folgeerscheinungen gehören u.a.:
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Herz-Kreislauf-Probleme
- Übergewicht
Auf die innere Uhr ist nicht unbedingt Verlass – Stellen Sie sich lieber einen Wecker!
Viele Menschen denken, dass das eigenständige Erwachen ein Zeichen dafür ist, dass man ausgeschlafen hat. Sie stellen sich daher oft erst gar keinen Wecker und denken, sie tun sich was Gutes. Dem ist jedoch leider überhaupt nicht so, denn oft wachen dann genau diese Menschen zu früh auf, weil sie im Unterbewusstsein Angst haben, zu verschlafen. Sie bleiben latent halbwach und finden keinen wirklich tiefen und erholsamen Schlaf.
Smartphones als Schlafstörer
Ein wichtiger Grund für Schlafstörungen kann sicher auch in Computern, Tablets und Smartphones gesucht und gefunden werden. Die Tatsache, dass wir alle zu jeder Zeit und an jedem Ort erreichbar sind, hat uns ganz schön den Schlaf geraubt.
Die meisten Menschen sind auch früher ins Bett gegangen, als die digitale Unterhaltung noch nicht existierte. Heute gehen viele ins Bett und sehen sich dann für eine Stunde oder länger WhatsApp, Facebook und Google an.
Strategien zur Verbesserung des Schlafes
Wer unter schlechtem Schlaf leidet, der kann folgendes Dinge versuchen:
- Lassen Sie den Tag ruhig ausklingen – am besten mit einem freigewählten Ritual, dass Ihren Lebensumständen entspricht.
- Selbst wenn Sie eine schlechte Nacht gehabt haben, sollten Sie versuchen dennoch zur gewohnten Zeit aufzustehen, damit der Rhythmus nicht durcheinandergebracht wird.
- Versuchen Sie nach 14 Uhr keine koffeinhaltigen Getränke zu trinken.
- Essen Sie abends nur leichte Kost und verzichten Sie auf schwer verdauliches, fettes Essen.
- Verzichten Sie auf den sogenannten Schlummertrunk in Form von Alkohol, denn dieser fördert das nächtliche Aufwachen und reduziert die Regeneration des Körpers während des Schlafs
- Wenden Sie Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation an
- Gehen Sie möglichst immer zur gleichen Zeit schlafen und stehen Sie auch grob zur gleichen Zeit auf
- Sorgen Sie für eine ruhige, kühle, ordentliche und entspannende Atmosphäre im Schlafzimmer
Was das berühmt-berüchtigte Mittagstief nach dem Essen angeht, so ist mittlerweile erwiesen, dass man dieses am besten nicht bekämpft, sondern lieber mit einer kurzen Ruhepause wieder loswird. Stichwort ist hier das sogenannte Powernapping. Es steigert die Leistungsfähigkeit, schützt vor Krankheiten und Übergewicht, hebt die Laune, erhöht die Konzentration und somit letzten Endes auch die Produktivität.
Eine gute Option im Büro ist es, den Kopf auf den Schreibtisch zu legen, oder falls möglich, die Rückenlehne des Bürostuhl zurückzukippen und die Füße hochzulegen. Dann macht man einfach schnell mal ein kleines Nickerchen. Wer Angst hat, er wache nicht rechtzeitig auf, der kann einfach einen Gegenstand in die Handnehmen (am besten einen, der beim Hinunterfallen schön Lärm macht, z.B. einen Schlüssen oder ähnliches). Sobald der Körper in einen zu entspannten Zustand kommt, etwa nach 20-30 Minuten, entspannt sich dann die Muskulatur und man lässt den Gegenstand fallen. Durch den Lärm beim Hinunterfallen wacht man dann auf.
Wie dem auch sei: Wer produktiv, kreativ, belastbar und gesund sein will, der muss genug schlafen. Auch ein schnelles Nickerchen am Nachmittag ist keine Schande, ganz im Gegenteil. Es ist vorzuziehen, auf den Körper zu hören und kurz Energien aufzutanken, als sich unproduktiv und schlechtgelaunt durch den Tag zu quälen!