Die Einführung des Vaterschaftsurlaubs in der Schweiz am 1. Januar 2021 war ein bedeutender Fortschritt in der Familienpolitik. Seitdem haben frischgebackene Väter Anspruch auf 14 Tage Vaterschaftsurlaub, den sie innerhalb von sechs Monaten nach der Geburt des Kindes nehmen können. Während dieses Urlaubs erhalten Väter 80 % ihres Lohnes, bis zu einem maximalen Tagesverdienst von 196 Franken. Diese Massnahme ermöglicht es Vätern, sich aktiv in die ersten Wochen des Familienlebens einzubringen und unterstützt die Gleichstellung der Geschlechter in der Elternzeit.
Trotz dieser Neuerung liegt die Schweiz im internationalen Vergleich beim Vaterschaftsurlaub weiterhin hinter vielen Ländern zurück. Während Schweden Vätern bis zu 90 Tage Vaterschaftsurlaub gewährt und Frankreich 25 Tage bietet, sticht Rumänien besonders hervor. In Rumänien haben Väter oder Mütter Anspruch auf 2 Jahre Urlaub, was ihnen erlaubt, sich umfassend in die frühe Betreuung ihres Kindes einzubringen. Diese lange Auszeit unterstützt nicht nur die persönliche Bindung zwischen Vater und Kind, sondern erleichtert auch die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben auf eine Weise, die in vielen anderen Ländern nicht möglich ist.
Die Zeit direkt nach der Geburt prägt das ganze weitere Familienleben, denn die Ankunft eines kleinen Familienmitgliedes verändert die Strukturen grundlegend. Die Anfangszeit ist eine Zeit der neuen Findung und Rollenverteilung, die sich so nie wiederholen lässt. Mütter müssen sich an ihre neue Rolle gewöhnen, sei als neue Mama oder als Mehrfachmama. Genauso brauchen die Väter ihre Zeit mit dem Baby, wollen die kostbaren Momente der ersten Tage und Wochen miterleben, um in der Lage zu sein eine Bindung aufzubauen. Auch Väter wollen hier ihren Teil der Verantwortung übernehmen. Eine Familie findet sich besser, wenn der Vater nicht spätestens am zweiten Tag nach der Geburt wieder zur Arbeit rennen muss, während die Frau sich von der Geburt erholen sollte. Das ist nicht nur gesundheits- und gleichstellungspolitisch, sondern auch ökonomisch wenig sinnvoll. Vielmehr ist die Verteilung der Betreuungsarbeit ein wichtiger Anreiz, um die Erwerbskontinuität der Frauen zu stärken (Quelle). Zudem profitieren auch die Mütter von der Unterstützung in dieser vor allem emotionalen, als auch körperlich herausfordernden Zeit, da sie sich gleichzeitig von der Geburt erholen und sich um das Neugeborene kümmern müssen. Nicht zu vergessen ist, dass auch die Geschwister des neugeborenen Säuglings immer noch Zuwendung und Fürsorge benötigen. Der Vaterschaftsurlaub leistet somit einen Beitrag zu einer stabilen Familienstruktur.
Die relativ kurze Dauer des Vaterschaftsurlaubs in der Schweiz zeigt, dass es noch Raum für Verbesserungen gibt. Neben der finanziellen Unterstützung bietet der Vaterschaftsurlaub auch wichtige psychologische Vorteile. Die Möglichkeit, direkt nach der Geburt Zeit mit der Familie zu verbringen, fördert nicht nur die emotionale Bindung zwischen Vater und Kind, sondern auch die Partnerschaft zwischen den Eltern. Studien zeigen, dass eine aktive Beteiligung des Vaters in den ersten Wochen nach der Geburt langfristig positive Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes und das Familienklima hat.
Die Einführung des Vaterschaftsurlaubs in der Schweiz ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es bleibt abzuwarten, ob weitere Anpassungen und Erweiterungen folgen werden. Eine umfassendere Regelung könnte nicht nur die persönliche Bindung stärken, sondern auch die gesellschaftliche und wirtschaftliche Resilienz erhöhen, indem sie eine bessere Balance zwischen beruflichen Anforderungen und familiären Verpflichtungen ermöglicht. Die Diskussion über die zukünftige Gestaltung des Vaterschaftsurlaubs bleibt daher von grosser Bedeutung für eine moderne und gerechte Familienpolitik.